Die ›objektive Wirklichkeit‹ solle man wie ein Bettlaken sorgfältig zusammenfalten und in einen Wandschrank einschließen, ein für allemal. Dieser Satz von Pablo Picasso (zitiert nach Brassaï) und Arno Hausers Aussage, die Kunst habe keinen Daseinsgrund, wenn sie sich darauf beschränke, die Realität abzubilden und zwecklos zu verdoppeln, scheinen im Gegensatz zu stehen, zu den im Allgemeinen an das Medium Fotografie geknüpften Erwartungen. Denn Fotografie (schon der Gebrauch des bestimmten Artikels wäre ein irreführender Fehler) sei doch …, sie habe doch …, sie leiste doch … Überlassen wir diese Diskussion denjenigen, die ihre Ansichten gerne bequem, sicher und übersichtlich in Setzkästen und Apothekerkommoden ablegen.

Die in Nachtsicht gezeigten Bilder aus den Jahren 1979-1987 zeigen subjektive Verortungen und Ausschnitte einer geschaffenen Wirklichkeit. Sie erheben nicht den Anspruch, eine Wahrheit zu bezeugen, die als objektiver Tatbestand nicht existiert.

So folgen die Arbeiten dem Primat, jedes Bild als Individuum anzusehen – auf der Suche nach dem Wesentlichen des jeweiligen Themas – und weder pathologischer Sammelwut noch manischem Vollständigkeitswahn.

(Text aus dem Buch Nachtsicht)